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Hafenfest mit Wellbeing und René Exner



Hameln. „Unsere Anne singt jetzt ein Lied von Lolita“, kündigt ein Mitglied des Seemanns-Chors Hannover pünktlich um 14 Uhr an. Das Interesse an dem Lied hält sich noch in Grenzen, aber die ersten Besucher schunkeln vergnügt mit, als „unsere“ Anne „Deine Heimat ist das Meer, deine Freunde sind die Sterne“ schmettert.

Stärker wird der Applaus, als der 15-köpfige Chor mit viel Enthusiasmus eine deutsche Version von „Sloop John B.“ anstimmt. Der durch die Beach Boys bekannte Song ist heute durchaus passend: Einen Strand gibt es zwar nicht, aber einen idyllischen Hafen, versteckt mitten in Hameln.

Hunderte Besucher beim Hafenfest - mit zwei Bildergalerien

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Auch das noch: Ein Stromausfall

Jede Menge kleine Vampire, kleine Meerjungfrauen und weitere kleine Fantasiewesen bevölkern die schmale Straße; sie toben ausgelassen über das Gelände am Senator-Meyer-Weg: Der Stand von Enrico Lein, an dem sich die anwesenden Kinder schminken lassen können, ist dicht umlagert.

Die Altstadtkneipe „Kaleu“ ist mit einem Stand vertreten, das Team ist vorbereitet: Knapp 30 Liter Glühwein sind im Ausschank; was noch vor einigen Tagen wie ein Witz angemutet hätte, findet heute reißenden Absatz. Nebenan schenkt Exi von der noch jungen Bar „Well being“ am Pferdemarkt Longdrinks aus. Der Cuba Libre schmeckt, die Preise sind, wie auch in der Pizzeria und bei den Würstchengrillern nebenan, eher auf Großstadtniveau.

Das Wetter hat es in der Tat in sich: Von sintflutartigem Regen bis zu strahlendem Sonnenschein ist im Halbstundentakt alles vertreten. Und tatsächlich: Um kurz nach fünf, als Bonsai Kitten ihren erdigen Rock präsentieren, reißt der Himmel auf. Marlene ist die Sängerin der Berliner Band, der rothaarige Wirbelwind mit den Plateauschuhen rockt den Hafen. „Tiger Lilly Marlene hat die Sonne herbei gesungen“, sagt Jungesbluth, sichtlich angetan von der Band. „Ich glaube, wir haben Glück“, fügt er hinzu, während sein skeptischer Blick gen Himmel geht. Und tatsächlich: Es bleibt trocken bis zum Veranstaltungsende um Mitternacht.

Friedlich: Security hat nicht viel zu tun

Ein Besucher schafft es gerade so, torkelnd durch den Eingang zu finden – er hat schon am Nachmittag deutlich zu viel getankt, aber das bleibt die Ausnahme: Die Sause am Hafen verläuft friedlich und störungsfrei, die vier Securitykräfte haben ein unauffällig-wachsames Auge auf die Besuchenden und müssen kaum eingreifen. Die Bands Backyard und Arbeitsgruppe:Stress geben sich auf der Bühne die Hände, die Musik ist laut und eher schmutzig als gefällig. Als Konfuz mit ihrem straighten Gitarrenpunk auf der Bühne stehen, wird es auf der Tanzfläche davor voll und voller: Die Hamelner Pogo- und Skaexperten tanzen fröhlich bei flackerndem Bühnenlicht zu den knackigen Liedern der Local Heroes aus Hameln.

Höhepunkt: Wenn das Deichkind kommt

Nun heißt es Mittelfinger hoch, Springen zum Aufwärmen und auf den Ferris-Spruch „Alerta, Alerta“ das erhoffte „Antifaschista“ brüllen. So stimmen sich Fans und Künstler aufeinander ein. Denn der Punk-Rapper Ferris ist mit seinen rotzigen Songs von der Straße wie „Alles außer Kontrolle“ oder dem oben genannten Ferris-Hass-Lied politisch engagiert unterwegs. Heute ohne sein „MC“ am Namensende, dafür mit einer Live-Formation, die aus Mitgliedern der „Band ohne Anspruch“ besteht. Deren Leitspruch „Geil gespielt klingt auch Sch… gut“ Punkrock mit Fun und Emotionen verbindet. So steht Mitsänger und Gitarrist Olli Bockmist bereits als Überraschungsgast bei Konfuz auf der Stage. Er darf auch den „Eisgekühlten Bommerlunder“, den Schubsetanz für Alternative-Punker, gröhlen. Es kommt Partystimmung auf, und anders als erwartet, passt am Ende für die Ferris-Show doch das alte Deichkind-Motto: zu kurz, aber „leider geil“.

DEWEZET

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