HAMELN. Jenseits des etablierten Hamelner Kulturbetriebs brodelt es, ohne dass die Öffentlichkeit davon groß Notiz nimmt. Viele Künstler und andere Kreative werkeln im stillen Kämmerlein vor sich hin. René „Exi“ Exner will ihnen eine Plattform geben.
Im Tattoo-Studio „Exi“ klingelt das Telefon. Inhaber René „Exi“ Exner geht ran. „Nein, Piercings machen wir nicht, aber dafür kann ich dir Jenny aus Rinteln empfehlen“, sagt er. Und veranschaulicht damit ganz beiläufig, um was es in seinem Concept-Store geht, um den er gerade sein Studio erweitert. Es geht darum, Leute aus unterschiedlichen Bereichen zusammenzubringen, die sich in verschiedenen Subkulturen bewegen, aber an einer Stelle zusammenlaufen, und zwar hier an der Baustraße 63. Hier sollen Tätowierer, Skater, Graffiti-Maler, Künstler und andere Kreative zusammenkommen und ihr Können, ihre Kunst und Produkte an den Mann und an die Frau bringen können. Mit dem Concept-Store-Kollektiv „Queens & Bastards“ will Exi ihnen die dafür nötige Plattform bieten.
Als er pandemiebedingt nicht arbeiten darf, gründet er ein Einzelhandelsgeschäft
Exi (28) ist ein Kind des Weserberglands, das gleichwohl über den Tellerrand hinausgeschaut hat. Geboren in Hameln, aufgewachsen im tief im Ostkreis gelegenen Thüste, bricht er eine Ausbildung zum Elektriker für Automatisierungstechnik ab, um das zu lernen, was ihn wirklich interessiert: das Tätowierhandwerk. 2011 geht er in Hameln bei dem alteingesessenen Tätowierer Erich Eisenhauer in die Lehre, nach 2013 für ein paar Jahre auf die Walz, arbeitet als Gast-Tätowierer in ganz Deutschland und Europa, in Südamerika, den USA sowie in Neuseeland. Wieder zurück, eröffnet er 2019 an der Deisterstraße sein eigenes Tattoo-Studio: „Exi – Tattoo & Gallery“. Gallery, weil er in Kooperation mit dem Kunsthaus Fargel eine Galerie in sein Studio integriert hat. Ein Vorbote des heutigen Concept-Stores?
Als Exi pandemiebedingt buchstäblich die Hände gebunden sind, weil ihm die Corona-Auflagen nicht erlauben, zu tätowieren, eröffnet er an der Ritterstraße ein Einzelhandelsgeschäft für CBD, Hanf und andere Produkte. Wieder bricht sich der Netzwerk-Gedanke Bahn. Kreativen Köpfen bietet er an, ihre Produkte bei ihm im Laden zum Verkauf auszustellen. Nun, bei „Queens & Bastards“ haben sich bislang „Expose Clothing“, das „Atlas Art Collective“, „Ackermann Artwork“ und „Hanna Heartwork“ eingeklinkt. Hinter Letzterer steckt die Hamelner Künstlerin Joana Schmerse, die zudem als Tätowiererin bei Exi arbeitet.
„Ich will hier eine Gemeinschaft mit Wohlfühlcharakter schaffen“
Im Vordergrund des Concept-Stores steht indes die in Hameln florierende Skateboard-Kultur. Queens & Bastards ist im Kern ein Skate-Shop. Neben Skateboard-Utensilien und einschlägigen Klamotten-Marken gibt es hier aber eben auch Kleidung von heimischen Designern. Skateboard-Bretter können auf Wunsch von den am Kollektiv beteiligten Künstlern individuell designt werden. Mitglieder des Hamelner Trittbrettfahrer-Vereins bekommen Rabatt, Exi informiert über den Verein. Im Idealfall, so der Plan, wäscht hier eine Hand die andere, spielen sich alle gegenseitig die Bälle zu. „Ich möchte Leute zusammenbringen und ihre Sachen unter die Leute bringen“, sagt Exi, „eine Gemeinschaft mit Wohlfühlcharakter schaffen.“
Einen Eindruck von dieser Gemeinschaft können sich Interessierte am Samstag ab 14 Uhr bei der Eröffnungsfeier mit Musik von 317 Original, Jahco Dread, DJ Masca und einem Überraschungsgast aus Eisenach verschaffen.
Quelle:DEWEZET
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