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Unternehmer Exner und Wirtschaftsförderer Wahmes reden Tacheles


Unternehmer Rene Exner ist voller Tatendrang, fühlt sich aber von der Stadt manchmal ausgebremst. Im Gespräch mit Wirtschaftsförderer Thomas Wahmes geht es um den Sinn von Auflagen, die Konkurrenz zur Stadtgalerie und bunte Kampagnen-Holzmöbel versus Palettenmöbel.

Hameln. Rene Exner: Ist es in dieser Zeit, in der es Einzelhandel und Kunden eh schwer haben, eigentlich nötig, die Parkgebühren zu erhöhen?

Thomas Wahmes: Diese Kritik erreicht uns häufiger. Diese Entscheidung musste aufgrund der Haushaltslage getroffen werden. Aber letztlich werden nur an wenigen Parkplätzen in der Innenstadt die Gebühren angehoben. Wir empfehlen, bei einem längeren Aufenthalt die Parkhäuser der Stadtwerke zu benutzen. Dort sind die Gebühren weiter moderat.


Geschäftsmann René Exner spricht bei Wirtschaftsförderer Thomas Wahmes an, was ihm auf den Nägeln brennt. Foto: Dana

Exner: Die An- und Belieferung der Geschäfte funktioniert manchmal nicht in den vorgegebenen Zeiten. Ich habe schon zweimal ein Bußgeld bekommen, weil ich nach 10 Uhr Einrichtungsgegenstände in meinen Laden geliefert habe – obwohl ich erklärt habe, dass ich das fürs Geschäft mache. Einen Tag später kam mir beim Weihnachtsmarkt ein Lkw entgegen, von Leuten, die ihre Buden aufgebaut haben. Ich finde, das passt nicht.

Wahmes: Es gibt Ausnahmegenehmigungen nur in sehr begrenztem Maß, denn Lieferverkehr in der Fußgängerzone ist nach 10 Uhr ein Problem, Fußgänger rechnen einfach nicht mit Lieferverkehr, das ist gefährlich. Wenn ein solcher Fall eintritt, ist mein Vorschlag, sich an die Stadt zu wenden und zu fragen ob eine Ausnahme möglich ist.

Exner: Aber braucht man für alles immer Regelungen?

Wahmes: Leider ja. Die Erfahrung zeigt, dass ohne feste Regeln und ohne Kontrollen schnell Chaos ausbricht und die Fußgängerzone zur heimlichen Lieferzone wird.

Exner: Das kann ich verstehen, aber ich finde, dass die Regelung für Leute, die einen Laden in der Stadt haben, ausgehebelt werden sollte.

Wahmes: Es gab bereits vor Jahren massive Beschwerden im Rathaus wegen zu viel Lieferverkehr. Die Antwort darauf können nur entsprechende Regeln sein. Andere Städte gehen weiter und sperren ihre Fußgängerzonen mit Pollern ab.

Exner: Findest du, dass die Ecke Pferdemarkt gut belebt ist oder könnte mehr passieren?

Wahmes: Generell wünschen wir uns mehr Frequenz für die Innenstadt, nicht nur am Pferdemarkt. Daran arbeiten wir.

Exner: Ich habe ein Foto gesehen, wie der Pferdemarkt vor 50 Jahren aussah. Das war ein gefüllter Platz mit vielen Leuten und viel Werbung. Auflagen wie die, nur 25 Prozent der Scheibe zu nutzen, scheint es nicht gegeben zu haben. Ich darf auch über meinem Laden kein Werbungsschild machen. Warum ist das so?

Wahmes: Werbeanlagen sind erlaubt, aber es müssen bestimmte Regeln eingehalten werden. Auflagen beziehen sich auf Mobiliar und das äußere Erscheinungsbild. Das ist wichtig, um die Wertigkeit der Fußgängerzone zu erhalten, denn wir haben es mit einer historischen Innenstadt zu tun.

Exner: Aber wegen der modernen Stadtgalerie mussten zum Beispiel auch die Fischerhäuser weichen, das ist ja auch nicht historisch.

Wahmes: Ohne Abriss der Fischerhäuser hätte das gesamte Projekt Stadtgalerie nicht realisiert werden können. Dass Werbung nur in einer bestimmten Größe und Ausgestaltung zulässig ist, gilt auch für die Stadtgalerie. Die Läden darin sind mit entsprechend kleinformatigen Werbeanlagen an der Außenfassade vertreten. Es wird nicht mit zweierlei Maß gemessen.

Exner: Die Größe des Schriftzuges der Cafés nebenan – nicht besonders groß – hätte ich auch gerne, aber bei denen fällt das unter Bestandsschutz. Und der Schriftzug der Stadtgalerie ist viermal so groß.

Wahmes: Das ist nur die Überschrift für das gesamte Einkaufszentrum. Da hinkt der Vergleich.

Exner: War die Stadtgalerie denn generell eine gute Entscheidung?

Wahmes: Ja, denn sie bindet Kaufkraft über den Landkreis hinaus. Ohne die Stadtgalerie würden viele Kunden den Weg nicht nach Hameln finden. Im Übrigen ist die Entscheidung für die Stadtgalerie vor 20 Jahren gefallen, wir müssen diese Diskussion nicht jeden Tag erneut aufwärmen.

Exner: Aber warum sollen Geschäfte in der Stadtgalerie gefördert werden, obwohl sie dem Otto-Konzern angehören?

Wahmes: Die Geschäfte gehören nicht dem Otto-Konzern an. Wir unterstützen auch nicht die Stadtgalerie, sondern den einzelnen Mieter, der dort genauso seine Miete bezahlen muss wie in der Oster- oder Bäckerstraße. Man muss dazu sagen, dass es bisher keinen einzigen Fall gibt, in dem wir einen Laden in der Stadtgalerie gefördert haben. Das ist eine Phantomdebatte.

Exner: Warum bezieht sich die Förderung nur auf die Innenstadt? Am Ostertorwall, wo ich mit einem Partner eine Cocktailbar aufmachen will, verläuft die Grenze.

Wahmes: Irgendwo muss man die Grenze ziehen. Würde man eine Straße weitergehen, gäbe es andere Betroffene, die leer ausgehen würden. Intention der Stadt ist es, Leerstände in der Innenstadt zu vermeiden.

Exner: Für mich ist der Ostertorwall noch Innenstadt.

Wahmes: Man würde sich als Stadt verzetteln, wenn ein Fördergebiet nicht klar definiert ist.

Exner: Bei einigen Entscheidungen wie bei der Kampagne „Hameln. Komm, wie du bist“ werden Hamelner kaum repräsentiert. Warum wurden für das Projekt keine Hamelner Firmen berücksichtigt? Zum Beispiel für den Pump-Track oder den Hochseilgarten? Die Aktion war dafür da, Leute in die Stadt zu holen und uns so zu zeigen, wie wir sind.

Wahmes: Diesem Konzept sind unzählige Gespräche zwischen HMT (Hameln Marketing und Tourismus GmbH) und Stadt vorausgegangen. Das Konzept – der grobe Rahmen – ist gemeinsam entwickelt worden, aber die Ausführung liegt bei der HMT. Nur so viel: Stadtmanager Dennis Andres hat es zum Beispiel geschafft, trotz Materialproblemen einen Hersteller für Holzbänke zu bekommen.

Exner: Hm. Ich durfte keine Holzbänke vor meinem Laden aufstellen.

Wahmes: Das war eine temporäre Aktion der HMT.

Exner: Wenn ich meine Bestuhlung rausstelle, ist das auch temporär – generell bietet man das ja nur für die schöne Zeit. Meine Palettenmöbel musste ich wieder zu Holzbänken machen, wieso duldet man so was nicht? Vielleicht haben mich die bunten Bänke ja auch gestört auf eine gewisse Weise?

Wahmes: Den Vergleich würde ich nicht ziehen. Sondernutzung im öffentlichen Raum ist längerfristiger angelegt als eine temporäre Aktion. Die Auflagen machen Sinn, weil wir es mit einer sehr wertigen Fußgängerzone zu tun haben. Würde man sich hier pinkfarbene oder giftgrüne Sonnenschirme vorstellen oder Mobiliar, das ganz aus dem Rahmen fällt, dann hätte man die Wertigkeit nicht mehr. Wir müssen Besuchern ein ansprechendes Erscheinungsbild bieten, sonst machen wir die Innenstadt, überspitzt gesagt, zur Resterampe.

Exner: Wir wollen ja auch keine Resterampe, wir machen uns schon Gedanken. Zu den Palettenbänken kann ich nur sagen: Es kamen superviele Leute an, haben das fotografiert und mich nach einer Bauzeichnung gefragt. Wenn man den Leuten ein bisschen mehr Freiraum lässt und es etwas lockerer sieht, dann lockt es auch mehr Leute, etwas zu machen. Klar kann ich nicht komplett aus der Reihe tanzen, aber in anderen Städten sieht man, dass es funktioniert. Wer eine Veränderung will, muss solche Dinge vielleicht auch zulassen.

Wahmes: Es ist die Frage, ob Palettenmöbel zur Aufwertung einer Fußgängerzone beitragen. Wenn jeder so etwas vor die Tür stellen würde, hätte man ein Erscheinungsbild, das unserem Anspruch nicht gerecht würde.

Exner: Du hast recht, wenn es alle machen würden, das würde nicht gut aussehen. Ich kenne auch jemanden, der Liegestühle draußen hinstellen wollte, das wurde ebenfalls nicht genehmigt. Es sind immer Möbel, die ein bisschen aus der Reihe tanzen. Das verstehe ich nicht. Alles, was neu ist, muss ja kein Ramsch sein. Wer sagt denn, das bestimmte Café-Möbel oder ein schwarzer Schirm das Nonplusultra sind? Wenn man so denkt, hat man ja gar keinen Raum für Veränderung.

Wahmes: Die Vorgaben für Gestaltung lassen trotzdem Raum für individuelle Ausprägungen. Man muss einfach eine Grenze ziehen. Wenn da heute der Liegestuhl steht, steht morgen da der Strandkorb. Wie passt das in die historische Innenstadt?

Exner: Manchmal passen die Möbel nicht zur Innenstadt, aber zum Ladenkonzept. So lockt man ja auch Leute in die Stadt.

Wahmes: Eine Regelung, die Palettenmöbel, das Sofa auf der Straße, den Liegestuhl und den Strandkorb abdeckt, wäre wohl letztlich nicht über eine Richtlinie abzubilden.

Exner: Gut wäre es, wenn man mehr Unterstützung beim Antrag hätte, zum Beispiel von der Wirtschaftsförderung. Vielleicht hätte ich dann sogar meine Werbung genehmigt bekommen – was ich nicht glaube.

Wahmes: Wir bieten diese Beratung ausdrücklich an, und erklären, wie man Dinge möglich machen kann. Treffen vor Ort sind möglich.

Exner: Wird dann strikt nach Checkliste gegangen?

Wahmes: Man müsste besprechen, ob im Einzelfall eine Lösung möglich ist.

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